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D. Angriffsarten beim Unterwasserschuß. 141. Der normale Unterwasserangriff wird unter Zuhilfenahme der Feuerleitanlage als Rw.- Schuß durchgeführt. Bei Ausfall der gesamten Anlage, beim Eintreten von ungeklärten Fehlschüssen kommt reiner Bug- oder Heckangriff oder Winkelschuß in Frage. Auch diese Angriffsarten müssen vom Kommandanten Beherrscht und je nach Lage angewandt werden. I.Rw.-Schuß: 142. Vorteile des Rw.-Schusses: a) Der Kommandant ist frei von der Errechnung des Angriffskurses und vom Manövrieren auf diesen Kurs, er kann seine ganze Aufmerksamkeit auf die Erreichung einer günstigen Angriffsposition konzentrieren. Es besteht nur die Bindung, den Gegner in den Bestreichungswinkel der Torpedos mit möglichst geringem Schusswinkel zu bringen. b) Die Einsatzbereitschaft der Torpedowaffe ist wesentlich höher, da im Bedarfsfalle der volle Winkelbereich der Torpedos jederzeit ausgenutzt und nach jeder Seite geschossen werden kann. c) Durch die Feuerleitanlage wird die Parallaxe im Gerät berücksichtigt, so dass der Abkommpunkt im allgemeinen - bei richtigen Schussunterlagen - Zielmitte bleibt. d) Die Reichweite ist immer ablesbar, Streuwinkel und Drehgeschwindigkeit des Bootes als Verbesserung des Schusswinkels können schnell berücksichtigt und durch das Feuerleitgerät zur Anwendung gebracht werden. e) Schwierige und schnell wechselnde Situationen (hohe Gegnergeschwindigkeit, häufige Kursänderungen des Gegners) können von einem U-Boot ohne Feuerleitanlage noch erfolgreich gemeistert werden in Fällen, in denen ein U-Boot ohne Feuerleitanlage wegen der langsamen Drehfähigkeit des Bootes unter Wasser den Schuß ausfallen lassen muß. 143. Die wesentliche Schwierigkeit beim Rw.- Schuß liegt- wie bei jedem Winkelschuß- in der sicheren Entfernungsbestimmung als Grundlage der Parallaxverbesserung. Es muß daher in Fällen unsicherer Entfernungsbestimmung, vor allem bei Schüssen auf geringe Entfernung sowie im Passiergefecht, angestrebt werden, stets mit möglichst kleinem Schusswinkel zu schießen, um Fehlschüsse infolge falscher Parallaxwerte zu vermeiden. Bei großen Schusswinkeln verursacht eine falsch zugrundegelegte Entfernung, vor allem bei Entfernungen unter 1000m, beträchtliche Fehlmaße am Ziel durch den Parallaxfehler. 144. Da im gegensatz zum reinen Bugangriff beim Rw.- Schuß eine zusätzliche komplizierte technische Anlage mit einer größeren Anzahl von Bedienungsleuten bei der Durchführung des Unterwasserangriffs gebraucht wird, die Möglichkeiten für Fehlerquellen daher entsprechend größer sind, ist für den Rw.-Schuß eine sorgfältige Ausbildung aller beteiligten Leute und gründliche Wartung der Anlage besonders erforderlich. 145. Bei Ausfall der Elektrik der Feuerleitanlage nicht gleich auf die primitiven Angriffsmethoden des Bug-, Heck- oder Winkelschusses übergehen, sondern Reservemöglichkeiten der Anlage (Vorhalterechner als mechanischer Schußwinkelerrechner) voll ausnutzen. Ausfall muß oft exerziert werden. II. Reiner Bugangriff. 146. Durchführung: a) Aus Lage und Peilung des Gegners dessen Kurs bestimmen; e) Durch "Sägen" mit der Fahrt (vor- oder hinterhalten von Angriffskurs) auf Nahschußentfernung in günstige Schussposition (bei Lage 90° usw.) heranlaufen. Hierbei ist stete Beobachtung des Wachsens der Gegnerlage und stete Entfernungsschätzung bei sparsamem Sehrohrgebrauch erforderlich. f) Ist der Gegnerkurs richtig ermittelt und die Gegnerfahrt richtig geschätzt, muß der Gegner Lage 90° usw. haben, wenn er in den eingestellten Vorhalt einwandert. Ist dies nicht der Fall, so muß der Zeitpunkt des Schusses durch Schießen im Zu- oder Abdrehen, um eine günstigere Gegnerlage auszunutzen, verfrüht oder verspätet werden. III. Reiner Heckangriff. 147. Der reine Heckangriff ist nur anwendbar, wenn das U-Boot entweder recht voraus vor dem Gegner steht, oder wenn durch eine plötzliche Kursänderung des Gegners das U-Boot mit dem Heckrohr günstiger zum Schuß kommt als mit den Bugrohren. Durchführung: a) Steht das Boot vor dem Gegner, so muß es zum Heckschuß dem Gegner entgegenlaufen. Entgegenlaufen ist günstiger als mit dem Gegner zu laufen, da das U-Boot dann beim Abdrehen zum Angriffskurs um den doppelten Vorhaltewinkel weniger zu drehen hat. b) Kurs und Fahrt des Gegners bestimmen; c) Vorhaltewinkel für die angestrebte Lage beim Schuß = 90° usw. feststellen; d) das Boot auf Angriffskurs legen. Das Abdrehen auf
den Angriffskurs hat entsprechend der Annäherungsgeschwindikeit
des Gegners zu geschehen. Nicht zu früh abdrehen, da die Schußentfernung
sonst zu groß wird. Also Nerven behalten! a) Das U-Boot ist freier und beweglicher bei der Angriffsdurchführung und braucht nicht wie beim reinen Bugangriff unter steter Beobachtung von Gegnerlage und Entfernung nahezu senkrecht auf den Gegner zuzulaufen. b) Das U-Boot läuft nicht in dem Maße wie beim reinen Bugangriff quer zu den Kurven der feindlichen Sicherungsfahrzeuge. c) Bei zu nahe angelegtem Bugangriff oder bei plötzlichen Kursänderungen des Gegners ist Schießen noch möglich. d) Bei breiter Formation des feindlichen Verbandes bietet der Winkelschuß die beste Möglichkeit, durch Hereinsackenlassen in den Verband auf mehrere Ziele nach beiden Seiten schießen zu können. 149. Von Winkelschüssen kommen hauptsächlich in Frage: 1. der 45° Winkelschuß; Von weiteren Winkelschüssen kann der Kommandant Gebrauch machen, falls er sie mit den erforderlichen rechnerischen Unterlagen während des Angriffs beherrscht, ohne dass sie, wie die beiden gebräuchlichsten Winkelschüsse, besonders eingespielt sind. 1. Der 45° Winkelschuß. 150. Durchführung: bb) Heck 45° Winkelschuß: 2) Passiergefecht (Bug des U-Boots nach entgegengesetzter
Richtung wie Kurs des Gegners): 3) Vorhaltewinkel einstellen: den drehbaren Schiffsgradkreis am Sehrohrkranz von der 0°- Marke um 45° nach dem Gegner hin verstellen und anschließend den Vorhaltewinkel von der 45° Marke auf den Gegner zu einstellen. Fährt der Gegner also nach links, Vorhalt nach links von der 45° Marke einstellen und umgekehrt. Es ist zu beachten: Der Vorhaltewinkel liegt stets außerhalb des 45° Torpedowinkels, wenn der Torpedo, bevor er winkelt, in gleicher Richtung wie das Ziel läuft (beim Bugwinkelschuß im laufenden Gefecht, beim Heckwinkelschuß im Passiergefecht); der Vorhaltewinkel liegt innerhalb des 45° Torpedowinkels, wenn der Torpedo, bevor er winkelt, in entgegengesetzter Richtung wie das Ziel läuft (beim Bugwinkelschuß im Passiergefecht, beim Heckwinkelschuß im laufenden Gefecht). In beiden Fällen ist der Vorhaltewinkel jedoch stets von der 45° Marke auf den Gegner einzustellen. 4) Für Parallaxe 50m vor- oder hinterherhalten; vorhalten, wenn der Torpedo, bevor er winkelt, in entgegengesetzter Richtung wie das Ziel läuft (beim Bugwinkelschuß im Passiergefecht, beim Heckwinkelschuß im laufenden Gefecht), hinterhalten, wenn der Torpedo, bevor er winkelt, in gleicher Richtung wie das Ziel läuft (beim Bugwinkelschuß im laufenden Gefecht, beim Heckwinkelschuß im Passiergefecht). 2. Der 90° Winkelschuß. 151. Der 90° Winkelschuß soll nur bei kleiner Parallaxe geschossen werden, d.h. wenn der Torpedo, bevor er winkelt, in derselben Richtung läuft wie der Gegner. Das Vorhaltemaß für große Parallaxe ist, besonders bei Nahschussentfernung, sehr schwer zuschätzen. Der 90° Winkelschuß mit kleiner Parallaxe kommt daher in Frage: - im laufenden Gefecht als Bugschuß, 152. Durchführung: a) das U-Boot auf Angriffskurs legen: bb) Heck 90° Winkelschuß im Passiergefecht: b) Vorhaltewinkel einstellen: den drehbaren Schiffsgradkreis am Sehrohrkranz von der 0° Marke um 90° nach dem Gegner hin verstellen und anschließend den Vorhaltewinkel von der 90° Marke auf den Gegner zu einstellen. Fährt also der Gegner nach links, Vorhalt nach links von der 90° Marke einstellen und umgekehrt (vgl. auchZiffer 146, b). c) Für Parallaxe ...........m hinterherhalten. 154. Frei 155. Frei 156. Frei 157. Frei 158. Frei 159. Frei 160. Frei 161. Frei 162. Frei 163. Frei 164. Frei 165. Frei 166. Frei 167. Frei 168. Frei 169. Frei 170. Frei
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