Handbuch

 

III.Grundlagen der Ortung.

55. Zur Wahrung der Unbemerktheit des Unterwassertorpedoangriffs gehört ferner, daß das U-Boot nicht geortet wird.
Für die Leistungsfähigkeit der Ortungsabwehr des Gegners gelten sinngemäß die gleichen Voraussetzungen Wie für die Horchabwehr
(vgl. Ziffern 46 bis 54),

d.h. also:

a) die Leistungsfähigkeit des Ortungsgeräts,
b) die Ortungsbedingungen infolge Durchlässigkeitdes Wassers für die Lotstrahlen,
c) der Störpegel des ortenden Fahrzeugs,
d) die Grösse der Lotfläche des Ortungszieles.

56. Über die Leistungsfähigkeit feindlicher Ortungsgeräte kann nach den bisher vorliegenden Kriegserfahrungen abschließend noch nicht geurteilt werden. Mit einem Ortungsgerät, das der Leistungsfähigkeit unserer S-Anlage entspricht, muß jedenfalls gerechnet werden.

a) Die Güte des Ortungsergebnisses ist abhängig von der Stärke des Echos. Die Erfahrungen mit unserer S-Anlage haben gezeigt,daß die Stärke des Echos von der Tauchtiefe des angeloteten Zieles abhängig und häufig mit der Zunahme der Tauchtiefe abnimmt. Durch Abhören der feindlichen Lotimpulse und Beobachtung ihrer Stärke kann daher unter Umständen die günstigste Tiefe festgestellt werden. Je schwächer die Lotimpulse gehört werden, desto geringer ist auch das Echo, das der Gegner beobachtet.

b) Die Lotimpulse sind sowohlmit dem Hand-K.D.B als auch mit dem G.H.G zu hören. Beim G.H.G ist dabei unter starker Drosselung der Empfangslautstärke der hohe Filter zu verwenden,d.h niedrige Geräuschfrequenzen sind abzuschalten.

c) Nach den bisher vorliegenden Erfahrungen über die akustische Wahrnehmung des gegnerischen Ortungsgerätes ist mit verschiedenartigen Lotimpulsen zu rechnen: teils ähnliche Impulse wie bei unserer eigenen S-Anlage, nur tiefer im Ton, teils regelmäßiges Zirpen. Beide Geräusche waren in einzelnen Fällen außer im Horchgerät auch im ganzen Boot wahrnehmbar. Nach anderen Erfahrungen ähneln die feindlichen Lotimpulse dem Ticken einer Uhr bzw. dem Ton des Atlaslotes, in anderen Fällen einem gut peilbaren an- und abschwellenden Ton oder aber kurzen metallischen Schlägen an die Bordwand. Bei den akustischen Erscheinungen, die denen unserer S-Anlage ähnlich sind, wurde mehrfach eine Impulsfolge von 7 Sekunden einwandfrei festgestellt.

d) Das feindliche Ortungsgerät scheint nach den bisherigen Erfahrungen und vorliegenden Nachrichten vor allem auch genaue Tiefenangaben zu liefern.

57. Hinsichtlich der Ortungsbedingungen auf Grund der Durchlässigkeit des Wassers ist festgestellt, daß die Wirksamkeit des Ortungsgerätes in Seegebieten mit starker Wasserschichtung erheblich sinkt.

a) Wasserschichtung bzw. verschiedene Dichten des Meereswassers treten bei langer Sonneneinstrahlung und ruhiger See, außerdem sehr stark beim Zusammenstoß verschiedener Wasserarten auf, z.B beim Zusammenstoß von salzarmem Ostsee- und salzhaltigerem Nordseewasser im Skagerrak und Kattegat, ferner in der Gibraltarstraße, am Rande des Golfstromes, im Golfstrom, vor Flußmündungen und an anderen Stellen (vgl. den Atlas der Dichten des Meereswassers). Solche Wasserschichtungen rufen eine Ablenkung des Lotstrahles hervor, so daß das Echo nicht mehr zum Empfänger zurückkommt. Das Ortungsgerät wird somit unter diesen Umständen überhaupt nicht oder nur auf ganz geringe Entfernung wirksam.

Danach ist anzunehmen, daß die Wirkung der feindlichen Ortungsgeräte im Sommer häufig geringer ist als im Winter und ebenso geringer in Gewässern mit starken Wasserschichtungen (Skagerrak, Kagttegat, norwegische Westküste, Pentlandfirth, seegebiet des Golfstroms, Straße von Gibraltar). Laufende Beobachtung und Messung von Wasserdichte und -temperatur ist daher für die Feststellung von Wasserschichtungen beim Aufsuchen größerer Tiefe vor Ortungsverfolgung wichtig und erforderlich.

b) Ferner wird auf flachem Wasser mit stark wechselnden Tiefen (Sänden) und vielen Wracks sowie in schmalen Buchten (norwegische Fjorde) die Ortung sehr erschwert und beinahe unmöglich Gemacht, da meist nicht ein Echo, sondern gleichzeitig zahlreiche Echos auftreten und das Festhalten, vor allem aber das Erfassen des Zieles erschweren.

58. Der Störspiegel des ortenden Fahrzeugs wird,ebenso wie beim Horchempfang, bestimmt durch den eigenen Fahrtstrom und durch Seegang. Hohe eigene Fahrt und Seegang schränken durch die starke Luftdurchwirbelung des Wassers am Schiff die Leistungsfähigkeit des Ortungsgerätes ein bzw. machen Ortungsergebnisse unmöglich. Das ortende Fahrzeug hat daher auch infolge des eigenen Schraubenwassers im achteren Sektor im allgemeinen ungünstige Ortungsbedingungen.

59. Die Größe der Lotfläche des georteten Ziels ist für die Stärke des Echos von ausschlaggebender Bedeutung.

a) zeigt das U-Boot dem ortenden Fahrzeug die breite Seite, so wird es leichter geortet als beim Zeigen der schmalen Silhouette. Deshalb grundsätzlich bei Ortungsverfolgung die schmale Silhouette zeigen. Es ist dabei im allgemeinen, solange geringe Fahrt gelaufen wird, gleichgültig, ob dem Verfolger der Bug oder das Heck zugedreht wird. Die schmale Silhouette über dem Bug ist besser, weil in Vorrausrichtung die Bedingungen für eigene Peilung von Geräuschen und Beobachtung von Lotimpulsen günstiger sind.

b) Das übrige Verhalten des U-Boots gegen Ortungsverfolgung ist nach den gleichen Grundsätzen durchzuführen wie bei Horchverfolgung, d.h. größtmögliche Lautlosigkeit im Boot, da das Ortungsgerät auch zum Horchempfang eingerichtet ist bzw. eingerichtet sein kann. Über das sonstige Verhalten bei Ortungsverfolgung siehe Abschnitt IV, B, Ziffer 254 bis 257.

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