Handbuch

 

C. Durchführung des Unterwasserangriffs.

125. In etwa 4- bis 500m Entfernung vom Gegner beginnt je nach Wetterlage und Beleuchtung der "sparsame" Sehrohrgebrauch, d.h. das zeitlich ganz kurz begrenzte, niedrige (faustgroße), fast dauernd überspülte, aber häufige Zeigen des Sehrohrs (vgl.Abschnitt I, B, Ziffer 31). Es ist falsch, das Sehrohr in Gegnernähe längere Zeit eingefahren zu lassen. Das U-Boot ist dadurch nicht weniger ungesehen als beim sparsamen Sehrohrgebrauch, jedoch selbst blind und daher stärker gefährdet. Also häufig, aber schnell und nur kurze Zeit sehen, unter allen Umständen jedoch immer wieder sehen und beobachten.

126. Das Sehrohr darf nur bei geringer Fahrt des Bootes ausgefahren werden; also rechtzeitig vor dem Ausfahren mit der Fahrt heruntergehen. Sehrohrkielwasser ist bei ruhiger See sonst gut zu sehen, außerdem verursacht hohe Fahrt Spritzer und Wasserfahne durch das Sehrohr.

127. Muß aus besonderen Gründen, etwa zur Verbesserung der Angriffsposition usw., vorübergehend mit der Fahrt hochgegangen werden, so ist das Sehrohr so weit einzufahren, dass seine Spitze mindestens 1m unter der Wasseroberfläche ist. Sehrohr jedoch auf Angriffstiefe nicht weiter einfahren, als unbedingt notwendig ist, um keine unnötige Zeit beim Wiederausfahren zu verlieren.

128. Bei glattem Wasser ist das Schraubenwasser des Bootes an der Oberfläche als leichte Kräuselung erkennbar. Falls daher in solchem Falle hohe Fahrt gelaufen werde muß, vorher Sehrohr ganz einfahren und auf 18m gehen, sofern Feindnähe die gestattet.

129. Im letzten Teil des Angriffs, kurz vor dem Schuß, muß es dem Schützen genügen, wenn er nach beendeter Schätzung von Gegnerfahrt und -Lage nur nach Schornsteinkappen und Masten des Gegners sieht.

130. Zum Schätzen der Entfernung stets die 1 ½fache Vergrößerung am Sehrohr benutzen. Mit 6facher Vergrößerung geht jedes Schätzungsvermögen für Entfernung bei der monokularen Optik des Sehrohrs verloren. Die 6fache Vergrößerung des Sehrohrs darf grundsätzlich immer nur vorübergehend zur besseren Beobachtung von Einzelheiten am Gegnerschiff benutzt werden, z.B. beim Schätzen von Lage und Fahrt, niemals jedoch zum Fahren des eigentlichen Nahangriffs.

131. In etwa 4- bis 2000m Entfernung, je nach Gegnerfahrt und -lage, beginnt der Ansatz des Bootes zum Schuß. Zur rechtzeitigen Bestimmung des Querabstandes Vom Gegner beim Schuß gilt folgende Faustregel als Anhalt:

Bei 5° Lage beträgt der Querabstand vom Gegner = 1/10 der augenblicklichen Entfernung,
bei 10° Lage = 1/5
bei 15° Lage = ¼,
bei 20° Lage = 1/3
bei 30° Lage = ½ der Entfernung.

132. Die Gefahr des Gehorchtwerdens beim Nahangriff muß, soweit die Lage es zulässt, durch möglichst geringe Fahrt und vollkommene Ruhe im Boot verhindert werden (vgl. Abschnitt I, B, II und III).

133. Der Unterwasserangriff ist auch in der Dämmerung und in mondheller Nacht möglich. Im einzelnen ist hierbei zu beachten:

a) Völlige Abblendung von Turm und Zentrale ist erforderlich , da sonst erhebliche Blendwirkung am Sehrohr auftritt.

b) Das Schätzen der Entfernung und das Erkennen der Lage ist nachts durch das Sehrohr sehr erschwert. Das U-Boot wird leicht näher am Gegner stehen als angenommen.

c) Nachts nur mit 1 ½ facher Vergrößerung am Sehrohr arbeiten wegen der besseren Lichtstärke der Optik bei geringer Vergrößerung.

d) Beobachtungen des angegriffenen Gegners und Rundblick über die Lage zu andern in der Nähe stehenden Fahrzeugen kann in diesem Falle unter Umständen auf zwei Sehrohre verteilt werden.

134. Die seltene Angriffsgelegenheit auf einen feindlichen Verband muß mit vollem Boots- und Torpedoeinsatz auch bei stärkster feindlicher Sicherung ausgenutzt werden. Auf ein Schiff des Verbandes den Angriff ansetzen und es nach einer der Lage entsprechenden Angriffsart zu vernichten suchen; sofort anschließend möglichst ein zweites bzw. drittes Schiff angreifen.

135. Die Formation eines Verbandes von Schiffen ist auf Sehrohrtiefe aus größerer Entfernung schwer auszumachen. Bei einer breiten Formation des Gegnerverbandes (stumpfe Staffel, Dwarslinie, doppelte Kiellinie, aufgelöste Formation) ist es günstig, sich von vorn in den Verband hineinsacken zu lassen und Winkelschüsse zu schießen. Vorteil bei dieser Stellung im Verband: geringere Sicherung und geringere Aufmerksamkeit beim gegner, daher größte Ruhe in der Angriffsdurchführung. Beim Angriff auf eine spitze Staffel ist die staffelfreie Seite günstiger, weil sie größere Trefferaussichten bietet (Ziele überdecken sich); das U-Boot ist außerdem auf der staffelfreien Seite sicherer vor dem Überlaufenwerden durch Schiffe, daher größere Ruhe in der Angriffsdurchführung.

136. Muß beim Angriff auf einen Geleitzug vor der Bewachung oder vor Flugzeugen einmal schnell auf 20m gegangen werden, weil Ramm- oder Sichtgefahr besteht, so darf deswegen keineswegs der Angriff endgültig aufgegeben werden. Da während der Fahrt auf 20m die Situation in der Angriffsrichtung unklar wird, kann es dann unter Umständen zweckmäßig sein, nach außen mit hoher Fahrt abzudrehen und wenig divergierend zum Generalkurs des Gegners abzulaufen, um von außen erneut den Angriff anzusetzen. Bei einem langen Geleitzug hat man dann immer noch Aussicht, bei den letzten Schiffen zum Schuß zu kommen.

137. Frei

138. Frei

139. Frei

140. Frei

 

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